Arbeitssicherheit und Gesundheit

Das Fundament des Erfolgs von STRABAG ist die harte Arbeit und der Einsatz engagierter Mitarbeiter:innen. Darum ist die Arbeitssicherheit sowie die Gesundheit aller Beschäftigten, egal ob auf der Baustelle oder im Büro, ein zentraler Bestandteil und das oberste Anliegen unserer Unternehmenskultur. Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz sowie ein sicheres Arbeitsumfeld, das zur Vermeidung von Unfällen und arbeitsbedingten Erkrankungen beiträgt, sind wichtige Voraussetzungen für die Leistungsfähigkeit engagierter Mitarbeiter:innen, die entscheidend zur Produktivität und Qualität der erbrachten Leistungen des Konzerns beitragen. Im Rahmen der Konzerninitiative 1>2>3 Entscheide dich für Sicherheit streben wir das Ziel Vision Zero – Null Unfälle an. Durch ständige Veränderungen der Arbeitsumgebung, hohe körperliche und psychische Belastungen sowie unvorhersehbare Witterungseinflüsse sind Beschäftigte in der Bauwirtschaft im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen einem besonders hohen Unfall- und Gesundheitsrisiko ausgesetzt.

Zuständigkeiten, Regelungen und Sorgfaltspflicht

Um diese komplexe Thematik daher noch zielgerichteter und effektiver zu bearbeiten, hat der Vorstand der STRABAG SE beschlossen, zum 1.1.2023 einen neuen Konzernstabsbereich (KSB) zu gründen, der direkt dem Vorstandsvorsitzenden unterstellt ist. Im KSB Health Safety Wellbeing & Management Systems (HSW | MS) bündeln sich fortan die Themengebiete Sicherheit, Gesundheit und Gesundheitsförderung und werden noch enger miteinander vernetzt. Zum 1.1.2024 wurden die Direktion Management Systems (MS) und der KSB Business Compliance in einen gemeinsamen Konzernstabsbereich zusammengelegt.

Konzernweite Standards für Arbeitssicherheit und Gesundheit

Der STRABAG-Konzern ist nach dem Arbeitsschutzmanagementsystem ISO 45001 zertifiziert und wird regelmäßig intern wie extern auditiert. Eine Verpflichtung zur Einhaltung dieser Standards ist in einer Konzernrichtlinie festgeschrieben und gilt für alle im Konzern Beschäftigten sowie für beauftragte Fremdfirmen. Die Konzernrichtlinie wurde auf Grundlage der neuen Organisationsstruktur überarbeitet und wird 2024 ausgerollt. Sie legt konzernweite Mindeststandards für Arbeitssicherheit und Gesundheit fest. Dazu gehört die Vereinheitlichung u. a. von Organisationsstrukturen, Unfallmeldeprozessen, Unfalluntersuchungen und persönlicher Schutzausrüstung.

Schutzmaßnahmen, Rettungskonzepte und der Schulungs- sowie Unterweisungsbedarf in puncto Health, Safety und Wellbeing werden aus der jeweiligen Gefährdungsbeurteilung des Arbeitsbereichs abgeleitet. Diese Evaluation wird für die Beschäftigten aller Ebenen durchgeführt. Hierbei sind eigene Mitarbeiter:innen und Beschäftigte von Fremdfirmen gleichgestellt und gemeinsam aufgefordert, die abgeleiteten Schutzmaßnahmen im eigenen Arbeitsbereich verantwortungsvoll umzusetzen. Zusätzlich werden innerhalb der 1>2>3-Kampagne immer wieder Sicherheitsschwerpunkte gesetzt und Unterweisungen auf Basis des HSW-Kalenders geführt, der monatlich mit relevanten Gefährdungen und Sicherheitsthemen gefüllt ist.

Schwere Unfälle werden über die Lessons Learned-Methode aufgearbeitet und entsprechende Maßnahmen in Zusammenarbeit mit den HSW-Landesbeauftragten abgeleitet. Für 2023 wurden konzernweite Maßnahmen mit dem Schwerpunkt auf Sicherheit im Umgang mit Baumaschinen vorgegeben. Dazu wurden die standardisierten Begehungs-Apps um eine Schwerpunktfrage erweitert, um den Fokus auf den sicheren Einsatz selbstfahrender Arbeitsmittel und von Großgeräten sicherzustellen. Im Jahr 2023 wurden diesbezüglich 41.164 Überprüfungen durchgeführt. 

Gesundheitsschutzmaßnahmen zur Vermeidung arbeitsbedingter Erkrankungen werden auch aus den anonymisierten Kennzahlen der Unfallversicherungsträger abgeleitet. Anerkannte Berufskrankheiten umfassen Hauterkrankungen, Rückenbeschwerden, Schwerhörigkeit und Asbestose. Der Klimawandel verstärkt die Belastungen für die Arbeit auf Baustellen zunehmend, weshalb die Kennzahlen der Unfallversicherungsträger auch dazu dienen, Schutzmaßnahmen für Arbeiten bei Hitze abzuleiten, um etwa Hitzeschläge und Sonnenbrand zu vermeiden.

Zur Beratung in den Bereichen Sicherheit, Gesundheitsschutz, Gesundheitsförderung und menschengerechte Arbeitsgestaltung werden folgende Gremien eingesetzt:

  • Konzernkomittee HSW (einmal jährlich)
  • HSW-Landesausschuss (einmal jährlich je Land)
  • Direktion Arbeitsschutzausschuss (mindestens einmal jährlich)
  • Erfahrungsaustausch mit den HSW-Landesbeauftragten (einmal monatlich)

Die Sicherheitsausschüsse bestehen aus Arbeitgebervertreter:innen und Präventivfachkräften sowie Beschäftigten aus verschiedenen Konzernebenen. Landesspezifische Anforderungen bezüglich der Zusammensetzung oder Regelmäßigkeit der Sitzungen werden bei der Gremienarbeit im jeweiligen Land berücksichtigt. Die Einberufung und Führung der Sitzungen obliegt dem Management.

Die HSW-Begehungspyramide verpflichtet Führungskräfte auf allen Ebenen zur Kontrolle der Einhaltung von Schutzmaßnahmen. Das Ziel ist, eine Nulltoleranz bei Nichteinhaltung vorgegebener Sicherheitsvorschriften zu erreichen. Über das Begehungsformular für Führungskräfte haben Unternehmensbereichsleiter:innen, Direktionsleiter:innen, Bereichsleiter:innen und Gruppenleiter:innen die regelmäßigen HSW-Begehungen nachzuweisen. Das Baustellenteam, zu dem Bauleiter:innen, Techniker:innen, Betriebsleiter:innen, Polier:innen, Meister:innen und sonstige Aufsichtspersonen zählen, nutzt dazu ein gesondertes und detaillierteres Formular.

Mindestanzahl der dokumentierten Begehungen

Die arbeitsmedizinische Betreuung ist nach den jeweiligen rechtlichen Anforderungen in den EU-Konzernländern sichergestellt. Ebenso sind die Einhaltung der EU-Rahmenrichtlinie 89/391/EG, die Anforderungen und Grundprinzipien zur Prävention und zur Gefährdungsbeurteilung sowie die Pflichten von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite bezüglich Arbeitssicherheit genau definiert. Um die Qualität sowie die Effektivität der Arbeitssicherheitsorganisation sicherzustellen und kontinuierlich zu verbessern, werden konzernweit zertifizierte Arbeitssicherheits- und Gesundheitsschutzmanagementsysteme (ISO 45001, Safety Certificate Contractors) umgesetzt und zertifiziert.

Unfaelle

Ziele und Indikatoren

Unfälle aufgrund von Stolpern, Rutschen oder Stürzen (SRS) bilden mit einem Anteil von rd. 25 % die häufigsten Arbeitsunfälle. Daher ist die kontinuierliche Verminderung von SRS-Unfällen auf Baustellen unser vorrangiges Ziel. Um die Wirksamkeit unserer Sicherheitsmaßnahmen messbar zu machen, legen wir großen Wert auf die exakte Erhebung der Ausfallquote und der Unfallhäufigkeit.

Die Arbeitsunfall-Ausfallquote des Konzerns – berechnet aus der Anzahl der durch Arbeitsunfälle bedingten Ausfallstunden im Verhältnis zu den produktiven Arbeitsstunden – verringerte sich 2023 im Vergleich zum Vorjahr auf 0,23 %. Das sind 0,36 % bei Gewerblichen und 0,05 % bei Angestellten (2022: 0,24 % im Konzern, 0,37 % bei Gewerblichen, 0,05 % bei Angestellten).

Arbeitsunfall-Ausfallquote1

2019

2020

2021

2022

2023

Gewerbliche

0,37

0,41

0,40

0,37

0,36

Angestellte

0,05

0,07

0,07

0,05

0,05

Gesamt

0,24

0,27

0,26

0,24

0,23

1Produktive Arbeitsstunden 2023: Gewerbliche: 78.638.119; Angestellte: 60.156.298

Seit 2022 wird zusätzlich ein Fokus auf Arbeitsunfälle mit schweren Folgen gelegt. Dabei werden Arbeitsunfälle betrachtet, die zu 43 oder mehr Ausfalltagen führen und die den Verletzungsarten Knochenbruch, Mehrfachverletzung, Verbrennung, Vergiftung oder Stromschlag zugeordnet sind.

Die Unfallhäufigkeit – berechnet aus der Anzahl der Arbeitsunfälle pro 1 Mio. produktive Arbeitsstunden – sank 2023 im Vergleich zu den Vorjahren konzernweit auf 14,2 Unfälle pro 1 Mio. Arbeitsstunden (Lost Time Injury Frequency (LTIF) (2022: 14,8; 22,6 bei Gewerblichen und 4,1 bei Angestellten). Leider waren im Jahr 2023 sechs tödliche Arbeitsunfälle zu verzeichnen. Um der breiten Aufstellung des STRABAG-Konzerns und damit der regionalen Differenzierung besser zu entsprechen, ist eine Unfallhäufigkeit unter 35 als absolute Obergrenze für alle Direktionen und Konzerneinheiten definiert.

Unfallhäufigkeit2

2019

2020

2021

2022

2023

Gewerbliche

23,9

24,1

23,9

22,6

22,2

Angestellte

4,3

4,9

4,4

4,1

3,9

Gesamt

15,9

15,9

15,6

14,8

14,2

2Gewertet werden Arbeitsunfälle (ohne Wegunfälle zwischen Wohn- und Arbeitsort sowie ohne Berufskrankheiten) mit einem Arbeitsausfall von zumindest einem Kalendertag, gezählt ab dem Tag nach dem Arbeitsunfall.

Die Krankheitsausfallquote als wesentliche Kennzahl berechnet sich aus dem Verhältnis der Krankenstandstage zu den Arbeitstagen. Im Jahr 2023 ist diese auf 5,5 gesunken (2022: 6,1).

Krankheitsausfallquote

2019

20203

2021

2022

2023

Gewerbliche

5,8

6,7

7,5

7,6

7,0

Angestellte

3,6

3,4

3,5

4,1

3,5

Gesamt

4,9

5,3

5,8

6,1

5,5

3Werte wurden aufgrund einer Umstellung der Berechnungsmethode nachträglich angepasst.

Projekte und Initiativen

Initiative 1>2>3 Sicher!

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Mit der Neuauflage der konzernweiten Initiative 1>2>3 Sicher! haben wir uns das Ziel gesetzt, das Bewusstsein aller Beteiligten für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz zu erhöhen. Schau auf dich! ist die Botschaft, die die Menschen aus dem persönlichen Umfeld der Mitarbeiter:innen an unsere Beschäftigten aussenden. Gestützt durch eine persönliche Botschaft von CEO Klemens Haselsteiner werden so alle Mitarbeiter:innen gleichermaßen in die Pflicht genommen, ihren persönlichen Beitrag zur Arbeitssicherheit zu leisten. 

Im Bereich der Arbeitssicherheit lag 2023 ein Schwerpunkt erneut auf SRS-Unfällen. Im Rahmen der Anpassung der auf Baustellen verpflichtenden Sicherheitsschuhe wurde ein Tragetest länderübergreifend ausgerollt. Die positive Evaluierung der angepassten Schuhe durch die Tester:innen führt dazu, dass diese 2024 konzernweit ausgerollt werden. 

Laufende Maßnahmen zur Gesundheitsprävention umfassen Beratungen sowie Workshops in den Haupthandlungsfeldern Bewegung, Ernährung sowie Sucht- und Stressprävention. Zielgruppenspezifisch werden auch Wirbelsäulen-, Herz- und Beweglichkeits-Screenings, Kraft-, Stress- und Gleichgewichtstests sowie individuell zusammengestellte Aktionen zu Ergonomie, gesundem Trinkverhalten oder mentaler Gesundheit angeboten.

Das in den vergangenen Jahren bereits erfolgreich eingesetzte Gesundheitsmobil für die Durchführung der oben genannten Screenings direkt auf den Baustellen wurde von unseren gewerblichen Kolleg:innen auch 2023 wieder mit sehr positiver Resonanz angenommen. Auf 78 Baustellen erreichten wir 966 primär gewerbliche Mitarbeiter:innen, mit denen insgesamt fast 2.200 Gesundheitsmessungen durchgeführt wurden.

Ausblick

Neben der Ausrollung der angepassten Sicherheitsschuhe wurde beschlossen, den Einkauf der Persönlichen Schutzausrüstungen (PSA) zukünftig stärker zu zentralisieren, um eine standardisierte Qualität der Schutzausrüstung im Konzern sicherzustellen.

Im Rahmen der Digitalisierungsinitiativen des Konzerns wurde die Entwicklung einer konzernweiten HSW-Plattform freigegeben. Dabei handelt es sich um eine Softwarelösung zur strukturierten und konzernweiten Erfassung und Auswertung relevanter Daten. Damit dient die Plattform zukünftig als wesentliches Steuerungsinstrument im Bereich Arbeitssicherheit und Gesundheit, indem Dokumentationspflichten, wie die Einhaltung von Prozessen oder Kontrollmechanismen einfach und transparent gehalten werden. Ziel ist es, im Jahr 2024 die digitale Plattform in den DACH-Ländern zu testen und für einen Roll-out vorzubereiten.

Zusätzlich wurde mit dem KSB Corporate Communications und dem Zentralbereich STRABAG Innovation & Digitalisation (SID) ein gemeinsames Pilotprojekt in die Wege geleitet, um den Einsatz von KI-gestützten Avatar-Videos zu testen. Hierzu wurde als Testthema „Der richtige Einsatz von Leitern“ gewählt und ein entsprechendes Unterweisungsvideo in mehreren Sprachen erstellt. Die KI ermöglicht eine unaufwendige Skalierung der Videoinhalte in andere Sprachen, womit Sprachbarrieren auf den Baustellen abgebaut werden. Wichtige Arbeitssicherheitsinhalte können auf diese Weise niederschwellig vermittelt werden. Das Video wird nun auf Qualität und Einsatzfähigkeit mit dem operativen Personal auf der Baustelle geprüft.