Digitalisierung und Innovation

STRABAG stellt den Anspruch, die führende Technologiepartnerin für das Bauen von morgen zu sein. Dazu werden konkrete Digitalisierungsziele verfolgt. Gleichzeitig erfordern gesellschaftliche und ökologische Herausforderungen, denen die Europäische Union mit dem Green Deal begegnet, innovative Antworten von Unternehmen. Mit der digitalen Transformation schaffen wir kostengünstig komfortablen Wohnraum, steuern Infrastruktur intelligent, nutzen Ressourcen effizient und senken Emissionen. 

Mit der Ausweitung digitaler Infrastruktur im Konzern steigt aber auch das Risiko von Cyberangriffen und unbefugten Datenzugriffen. Zu diesem Zweck baut STRABAG die bestehende IT-Sicherheitsinfrastruktur weiter aus und führt regelmäßige Awareness-Maßnahmen im gesamten Konzern durch, um die digitalen Fähigkeiten zu verbessern und eine sicherheitsbetonte Datenkultur zu etablieren.

Zuständigkeiten, Regelungen und Sorgfaltspflicht

Eigene Einheit für Innovation und Digitalisierung

Seit der Gründung des Zentralbereichs STRABAG Innovation & Digitalisation besteht eine eigene Organisationseinheit, die sich ausschließlich mit den Themen Innovation und Digitalisierung beschäftigt. SID initiiert federführend Entwicklungen, unterstützt mit Expertise und schafft einen umfassenden Überblick über die konzernweiten Innovationsaktivitäten. Gleichzeitig ist die Arbeit an robotischen bzw. automatisierten Anwendungen zur Erhöhung der Produktivität ein weiterer Schwerpunkt.

Um die Aktivitäten der SID an den strategischen Bedürfnissen der Unternehmens- und Zentralbereiche auszurichten, wurde ein Key Account Management eingerichtet. Digitale Werkzeuge und Technologien sollen schnell bereitgestellt werden, um ihrer Rolle als Enabler für nachhaltige Bauaktivitäten nachzukommen. Im Berichtsjahr 2023 fand dazu ein internes Key Account Netzwerktreffen statt, um die Vernetzung der Digitalisierungsbeauftragten aus den konzernweiten Unternehmens- und Zentralbereichen sowie den Wissensaustausch zu stärken. Mit der Gründung der Function SID2Site wird das Ziel verfolgt, digitale Entwicklungen und Innovationen von SID auf die Baustellen zu tragen und so mehr Akzeptanz für Innovationen in Baustellenteams zu schaffen.

Direkt an den CEO berichtend, gewährleistet das Führungsteam der SID eine intensive konzerninterne Vernetzung, wobei strategisch wichtige Themen direkt in den Vorstand getragen werden. Grundlegende Strategien, Prozesse und Zielrichtungen werden gemeinsam definiert und kontinuierlich weiterentwickelt. Dazu zählen neben den übergeordneten Strategien zu Digitalisierung und Nachhaltigkeit auch Themen wie Daten, Robotik, BIM und Geografische Informationssysteme (GIS). Die Zuständigkeiten und Regelungen sowie die Aufbau- und Ablauforganisation wurden weiter gestärkt und verfestigt, um die notwendigen Innovations- und Digitalisierungsinitiativen von STRABAG nachhaltig voranzutreiben. Gleichzeitig wurden die festgelegten Vorgaben für die systematische Evaluierung, Priorisierung, Koordination und Abwicklung von Ideen und Projekten weiterentwickelt.

Strategie 2030

Die bestehenden Strategien zur Nachhaltigkeit und Digitalisierung werden auch in der 2023 verabschiedeten Strategie 2030 unter dem Leitsatz „People. Planet. Progress." verankert. Die Digitalisierungs- und Innovationsstärke des Konzerns leistet einen besonderen Beitrag zu allen drei Eckpfeilern.

Ziele und Indikatoren

Digikennzahlen

Digitale Transformation am Bau vorantreiben

STRABAG treibt die digitale Transformation des Bauwesens aktiv voran. Ziel ist es, unsere Prozesse und Arbeitsweisen verstärkt mit digitalen Methoden zu stützen. Zudem liegt das Augenmerk auf der Weiterentwicklung effizienter und kollaborativer, digital gestützter Arbeitsweisen mit der Auftraggeberseite und mit Partnerunternehmen. Gleichzeitig setzen wir auf eine kontinuierliche Qualifizierung unserer Mitarbeiter:innen sowie eine Verstärkung unserer Teams mit entsprechenden Spezialist:innen. 

Weitere Ziele sind:

  • BIM 5D®-Arbeitsplätze: STRABAG baut Zug um Zug ihre CAD-Arbeitsplätze zur Nutzung der BIM 5D®-Technologie für Hoch- und Ingenieurbau, Verkehrswegebau und Infrastrukturprojekte aus. Die Anzahl der BIM-fähigen Arbeitsplätze wächst dadurch stetig und lag 2023 konzernweit bei 2.643 Arbeitsplätzen (2022: 2.435). Das entspricht einer Steigerung um 9 % gegenüber dem Vorjahr.
    Ziel: Zweistelliges Wachstum
  • Aufwendungen für Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationsaktivitäten: rd. € 17 Mio. (2022: rd. € 16 Mio.)
    Ziel: Mindestens auf Vorjahresniveau halten
  • Anzahl der Entwicklungsprojekte mit Fördermitteln: 31
    Ziel: Förderquote auf Vorjahresniveau halten

Projekte und Initiativen

Work On Progress-Website

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Über den Zentralbereich SID wurden innerhalb des STRABAG-Konzerns im Jahre 2023 über 200 Entwicklungsprojekte umgesetzt, die die gesamte Wertschöpfungskette umfassen. In den folgenden Abschnitten wird ein Auszug einzelner Projekte dargestellt. Weitere Projekte können auf der Work On Progress-Website von STRABAG eingesehen werden.

Klimaneutraler Steinbruch Eigenrieden

Der Kalksteinsteinbruch Eigenrieden in Thüringen gehört seit 2009 zum Verbund der STRABAG-Gruppe. Der Steinbruch Eigenrieden ist Schauplatz zur Umsetzung verschiedener Pilotprojekte und Tests, um Erfahrungen und Kenntnisse zum klimaneutralen Betrieb unserer Gewinnungsbetriebe zu sammeln.

Durch die ganzheitliche Betrachtung des Steinbruchs und den Einsatz innovativer Technologien soll ein zukunftsweisender, klimaneutraler Tagebau entstehen. Dies ist auch das zentrale Ziel des Forschungsprojekts ELMAR, an dem die STRABAG Mineral Baustoffe GmbH im Rahmen eines Konsortiums beteiligt ist. Neben Maßnahmen zur Umstellung des innerbetrieblichen Transports zielt das Projekt auf die Einrichtung einer vollelektrischen Aufbereitungsanlage ab. Im Jahr 2023 wurde die neue Aufbereitungsanlage nach insgesamt nur 13 Monaten Bauzeit erfolgreich in den (Test-)Betrieb genommen. Im Jahr 2024 soll eine großflächige Photovoltaik-Anlage mit Energiespeicher zur Eigenversorgung des Steinbruchs in Betrieb gehen. 

Dekarbonisierung von Gebäuden mittels Generative Design

Das Reduktionspotenzial hinsichtlich CO2-Emissionen und Kosten ist in der Planungsphase am größten. Mit interaktivem Planungswerkzeug werden in der frühen Konzeptphase der CO2-Ausstoß und die Kosten für Hochbauprojekte entlang des Lebenszyklus untersucht, um diese zu bewerten und den Kund:innen als unterschiedliche Bauvarianten vorzustellen. Verglichen werden verschiedene Bausysteme wie z. B. Holz- versus Stahlbetontragwerk und entsprechende CO2-Emissions- und Kostenwerte. Der:die Planer:in kann das Gebäude entweder manuell konfigurieren oder sich mittels evolutionärer Algorithmen optimierte Varianten anzeigen lassen.

Um das hohe Potenzial von Generative Design (GD) zur Transformation der Baubranche auszuschöpfen, gilt es, auch Schnittstellen und Synergien zu anderen Entwurfsmethoden wie BIM zu nutzen. Expert:innen aus den beiden Zentralbereichen SID und Zentrale Technik wurden für ihren Beitrag BIM meets GD. Making BIM smarter with Generative Design im November vom BIM Cluster Baden-Württemberg mit dem BIM Award ausgezeichnet.

Umgesetzt wird Generative Design derzeit u. a. bei dem Bauprojekt Z2 am ZÜBLIN-Campus in Stuttgart. Die Sanierung des Bestandsgebäudes bietet zahlreiche Einsatzmöglichkeiten für die digitalen Werkzeuge. Das Gebäude wurde vor Beginn der Baumaßnahmen parametrisch erfasst und energetisch bewertet. Auch der potenzielle Ertrag einer Photovoltaik-Anlage am Gebäude wurde anhand hinterlegter geografischer Daten (GIS) generiert und der Primärenergie gemäß des Gebäudeenergiegesetzes gegenübergestellt. 

BIM2be

Um das Potenzial der Kreislaufwirtschaft und insbesondere das Prinzip der Ressourceneffizienz auszuschöpfen, hat sich BIM als eine Schlüsselmethode im Bauwesen entwickelt. Zur weiteren Anwendung wurde BIM2be ins Leben gerufen. Das BIM2be-Projekt folgt der BIM-Strategie von STRABAG und bildet das Fundament für zukünftige BIM-Entwicklungen. Das Ziel ist eine verbesserte Datenintegration bei BIM-Projekten. Die während der BIM2be-Teilprojekte entwickelten Tools und Produkte sollen in existierende Prozesse integriert werden und BIM-Manager:innen unterstützen. 2023 wurde die vorhandene Technologie mit verschiedenen Fremdmodellen weiterentwickelt und in verschiedenen Organisationseinheiten pilotiert. Im Jahr 2024 soll die Produktreife von BIM2be-Produkten erhöht, deren Einsatz ausgeweitet und deren Akzeptanz im Konzern gesteigert werden.

Ideenmanagement – ideas@strabag

Mit dem schrittweisen Roll-out von ideas@strabag gelingt es, stetig neue Ideen, Verbesserungen und innovative Lösungen zentral und transparent zu bündeln, zu bewerten, weiterzuentwickeln und schließlich umzusetzen. Als Bewertungskriterium wird einerseits der Grad der Problemlösung herangezogen, andererseits werden die Ideen auf Wirtschaftlichkeit geprüft. Mit der weiteren Etablierung der Ideenmanagement-Plattform wird ein konzernweiter Ideenaustausch möglich. Ziel ist es, einen verstärkten Austausch zwischen den Konzerneinheiten zu ermöglichen, Doppelentwicklungen zu vermeiden und Mitarbeiter:innen die Möglichkeit zu geben, ihre Ideen und Lösungen einzubringen. So werden Innovationen gefördert und die Zukunftsfähigkeit des Konzerns erhöht.

Auf Grundlage von ideas@strabag wurde im Jahr 2023 das Projekt Strategisches Innovationsmanagement initiiert. Im Fokus steht eine bessere Allokation der Ressourcen für Innovationsprojekte sowie ein optimierter Innovationsprozess, der die Phasen von der Ideenfindung bis zur Markteinführung berücksichtigt. Darüber hinaus sollen die am Prozess beteiligten Rollen und deren Verantwortlichkeiten klar definiert werden.

Im Jahr 2023 wurden im ersten Schritt der Innovationsprozess sowie die Rollen und Verantwortlichkeiten definiert. Gleichzeitig wurde eine Software ausgewählt, um den Prozess zu unterstützen.

adASTRA – Intrapreneurship Programm

Ziel des adASTRA-Intrapreneurship-Programms ist es, unternehmerisches Denken und Handeln unserer Mitarbeiter:innen zu fördern, künftigen Herausforderungen mit neuen Geschäftsmodellen zu begegnen und aus dem Unternehmen heraus Start-up-Gründungen zu ermöglichen. Dabei spielen besonders nachhaltige Geschäftsmodelle eine besondere Rolle. Aus diesem Grund wurden die Geschäftsideen Carbon Free OSB und Ennagy im Jahr 2023 weiterentwickelt, um die Marktreife zu erreichen. Carbon Free OSB nutzt bei der Herstellung von OSB-Platten (Oriented Strand Board-Platten) den nachwachsenden Rohstoff Hanf als umweltfreundliche Alternative zu Holz. Ennagy bietet eine vielseitige Handelsplattform für Grüne Energie, die dezentral erzeugte erneuerbare Energie als Peer-to-Peer-Modell ohne große Kostenrisiken anbietet.

Ausblick

Im kommenden Jahr soll die Einführung des im Strategischen Innovationsmanagement-Projekt definierten Innovationsprozesses beginnen, um die Innovationsfähigkeit von STRABAG weiter zu stärken. Damit wird der Innovationsprozess neu strukturiert. Das Projekt umfasst auch die Entwicklung von neuen KPI zur besseren Steuerung unserer Innovations-, Nachhaltigkeits- und Digitalisierungsaktivitäten.

Die Strategie 2030 legt den Fokus noch stärker auf Innovation und Nachhaltigkeit. Der Weg dorthin ist mit Investitionen verbunden, weshalb im Jahr 2023 ein konzerneigenes Fördermodell entwickelt wurde. Durch die Kombination von intern bereitgestellten Mitteln mit externen Fördermitteln sollen in Summe möglichst viele Projekte umgesetzt werden, darunter Entwicklungsprojekte, Pilotprojekte sowie Investitionen. Zur Bewertung der Förderfähigkeit berücksichtigen konzerneigene Fachexpert:innen den Innovationsgrad, die externe Förderfähigkeit und Schutzrechtfähigkeit sowie die Erfüllung der ESG-Kriterien des jeweiligen Projekts.

Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Technologieführerschaft in der Bauwirtschaft bleibt außerdem der Aufbau externer Netzwerke und Partnerschaften mit Universitäten, Think Tanks und Forschungsinstituten ebenso wie die erfolgreiche Weiterführung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten wie z. B. BIM2be.