Kreislaufwirtschaft
Die Bauindustrie zählt zu den ressourcenintensivsten Wirtschaftszweigen. Ihre wichtigsten Ausgangsstoffe, nichtmetallische Mineralien, stellen fast die Hälfte des weltweiten Rohstoffbedarfs dar (Circle Economy, 2023). Gleichzeitig verursacht die Baubranche mehr als ein Drittel aller Abfälle in der EU. Dieses System von Rohstoffabbau, Verwendung und anschließender Entsorgung wird auch als lineare Wirtschaft bezeichnet.
Dem gegenüber stehen die begrenzten Vorkommen der verwendeten Rohstoffe. Nachwachsende Rohstoffe können nur einen Teil des Bedarfs decken, da mehr verbraucht wird, als nachhaltig angebaut werden kann (Circle Economy, 2023). Zudem werden die natürlichen Vorkommen nicht nachwachsender Rohstoffe kontinuierlich abgebaut. Sand, als einer der wichtigsten Rohstoffe der Bauindustrie, ist nach Frischwasser der mengenmäßig am häufigsten verbrauchte Rohstoff der Welt (bvse, 2020). Am Ende der Nutzungsphase der Rohstoffe werden die schwindenden Deponiekapazitäten in Europa immer mehr zum Problem. Das führt zu Kostensteigerungen, sowohl beim Materialeinkauf als auch bei Entsorgungsdienstleistungen.
Um die Herausforderungen der linearen Wirtschaft zu lösen und auch in Zukunft genügend Rohstoffe zur Verfügung zu haben, muss der Übergang in eine Kreislaufwirtschaft gelingen. Dabei wird der Lebenszyklus von Rohstoffen und Produkten verlängert, indem diese am Ende ihrer Nutzungsphase möglichst hochwertig und möglichst lange weiter im Wirtschaftskreislauf gehalten werden. Dadurch wird auch die Entstehung von Abfällen vermieden.
Kreislaufwirtschaft in der Bauindustrie
STRABAG hat das Potenzial der Kreislaufwirtschaft erkannt und begegnet diesem mit Zielen und Geschäftsmodellen, die die gesamte Wertschöpfungskette abdecken. Dabei richten wir uns am 9R-Framework der Kreislaufwirtschaft aus: Rethink, Reduce, Reuse, Repair, Refurbish, Remanufacture, Repurpose, Recycle and Recover.
Dieses breite Angebot ist auch für unsere Kund:innen von Vorteil: Risiken von Rohstoffknappheit, Preisspitzen bei Baustoffen sowie Engpässen bei Entsorgungsdienstleistungen begegnen wir mit einer hohen Wertschöpfungstiefe im eigenen Konzern.
Rethink und Reduce
Durch verbessertes Design und alternative Konstruktionsweisen wird die Materialeffizienz und Umweltbilanz von Gebäuden deutlich optimiert. Auch die modulare Bauweise mit höchstmöglichem Vorfertigungsgrad sorgt für weniger Abfall im Produktionsprozess, geringere Bauzeiten und einen vereinfachten Rückbau. Durch die optimierte Bauablaufplanung auf Basis von Lean-Methoden und spezifischer Analyse-Tools prüfen wir laufend, wie Baustellen effizienter gestaltet und Materialien möglichst sparsam und intelligent eingesetzt werden können.
Zudem forschen wir an alternativen Baustoffen mit gesteigerter Ressourceneffizienz und besseren Umweltauswirkungen (siehe Projekte und Initiativen). STRABAG produziert daher auch eigene Baustoffe und betreibt Steinbrüche sowie Asphalt- und Betonmischanlagen, in denen neue Baustoffe unter normalen Produktionsbedingungen getestet werden können.
Reuse, Repair, Refurbish, Remanufacture und Repurpose
Bauwerke so lange wie möglich zu nutzen, sie zu sanieren oder zu modernisieren anstatt sie abzureißen, ist die ressourcenschonende Alternative zum Neubau. Um unsere Kund:innen darin zu unterstützen, bauen wir unsere Kompetenzen im Bereich Bauen im Bestand weiter aus. Vermehrtes Sanieren bestehender Gebäude und Infrastruktur trägt gleichzeitig dazu bei, dass weniger Flächen versiegelt werden. Dadurch bleiben bestehende Ökosysteme intakt.
Wenn dennoch ein Rückbau durchgeführt wird, so sollte dieser bereits in der Planungsphase berücksichtigt worden sein. Das macht es einfacher, Teile von Gebäuden auch nach der Nutzungsdauer wiederzuverwenden. Dafür eignen sich zum Beispiel Betonfertigteile besonders gut. Treppen oder Aufzugsschächte werden im Stück produziert, sind lange haltbar und in ihren Abmessungen genormt. Sie können ausgebaut und wiederverwendet werden.
Recycle und Recover
Echtes Recycling bedeutet, Materialien in möglichst gleichbleibender Qualität im Kreislauf zu halten, anstatt sie zu entsorgen. Das senkt den Verbrauch von Primärrohstoffen und Energieaufwänden systematisch. Bei der Realisierung neuer Bauprojekte muss es daher das Ziel sein, so weit wie möglich Sekundärrohstoffe einzusetzen. Zur Optimierung von Stoffströmen setzen wir deswegen unter anderem auf die zunehmende Vernetzung unserer Baustellen sowie auf eine bessere Datengrundlage im Bereich Materialeinsatz und Abfallaufkommen.
Ein wichtiger Schlüssel zum erfolgreichen Einsatz von Sekundärrohstoffen ist Urban Mining. Dabei werden dicht besiedelte Gebiete – insbesondere große Städte – als riesige Rohstofflager betrachtet. Gerade langlebige Güter wie Beton oder Asphalt werden nicht abgebrochen und entsorgt, sondern vor Ort zu neuem Sekundärmaterial recycelt und wieder eingebaut. Infos zu strategischen Partnerschaften im Urban Mining, die STRABAG mit Start-ups eingeht, finden sich im Abschnitt Projekte und Initiativen.
Wenn Abfälle entstehen, wollen wir diese möglichst hochwertig verwerten. Daher gehören zu STRABAG auch Einheiten, die auf die Verwertung und Entsorgung von Abfällen spezialisiert sind. So wird in der deutschen Stadt Bremen ein Recycling- und Aufbereitungszentrum für mineralische Bauabfälle etabliert. Die Planungen für sogenannte C3-Zentren an weiteren Standorten laufen bereits. Zusätzlich werden Deponien eigens für Kund:innen saniert und betrieben. Außerdem gehört die Verwertung von Abfällen aus der Abfallbehandlung, die Sanierung von belasteten Böden sowie die Aufbereitung von Grund- und Bauwasser zu unserem Leistungsspektrum. So tragen wir zur abschließenden Verwertung von Abfällen und zur Schonung natürlicher Wasservorkommen bei.
Zuständigkeiten, Regelungen und Sorgfaltspflicht
Dem Konzernstabsbereich Business Compliance & Management Systems unterliegt das Umweltmanagementsystem, das regelmäßig intern und extern geprüft wird. Rund 93 % der STRABAG-Einheiten sind nach ISO 14001 oder EMAS zertifiziert. Die Einhaltung des Umweltschutzes wird bei Audits an Standorten und Baustellen kontrolliert.
Entsprechend den regulatorischen Vorgaben sind an unseren Standorten und Entsorgungsfachbetrieben Abfallbeauftragte bzw. Entsorgungsverantwortliche benannt. Sie verantworten die Umsetzung der länderspezifischen Gesetze und Regelungen im Umgang mit Abfall- und Gefahrstoffen sowie den Einsatz von Sekundärrohstoffen. Auch hier wird die Einhaltung der Rechtskonformität regelmäßig intern wie extern im Rahmen von Audits gemäß den geltenden Managementsystemen überprüft.
Zudem werden im Rahmen der Berichterstattung Chancen und Risiken mit Blick auf die Kreislaufwirtschaft geprüft und bewertet. Dadurch wollen wir Herausforderungen im Blick behalten und Chancen frühzeitig nutzen. Die Etablierung der beiden Bereiche „Kreislaufwirtschaft“ sowie „Bauen im Bestand“ im Geschäftsjahr 2023 bestärkt uns, kreislaufgerechte Bauweisen und Geschäftsmodelle innerhalb des Konzerns weiter auszubauen.
Ziele
In unserer Strategie 2030 ist die Kreislaufwirtschaft fest als eines von sechs Kernthemen verankert. Wir wollen unsere Kompetenzen in der Beschaffung und im Handling von Baustoffen, sowie im Rückbau und Recycling erweitern. Damit wollen wir unsere Ressourceneffizienz kontinuierlich erhöhen.
Konzernweit gültige Umwelt- und Energiepolitik
Im Geschäftsjahr 2023 wurde zudem die konzernweit gültige Umwelt- und Energiepolitik überarbeitet. Sie bildet das Fundament für das Umweltmanagement bei STRABAG und konkretisiert das übergeordnete Ziel der Kreislaufwirtschaft: Wir wollen den Übergang in die Kreislaufwirtschaft, insbesondere durch kreislaufgerechte Bauweisen, fördern und vorantreiben. Der Verbrauch von Energie und Primärrohstoffen soll minimiert und Abfälle vermieden werden. Folgende Maßnahmen sollen uns bei der Umsetzung unserer Ziele helfen:
- Wir betrachten Bauwerke über den gesamten Lebenszyklus. Durch bauwerkspezifische Ökobilanzierung und Bewertung von Zirkularität identifizieren wir Verbesserungspotenziale und zeigen unseren Kund:innen den ökologischen Mehrwert von Bauvarianten auf.
- Wir erarbeiten ganzheitliche Material- und Abfallkonzepte und führen ein konzernweites Abfallmanagement, auch für den Umgang mit gefährlichen Abfällen, ein.
- Wir erhöhen den Recyclinganteil in unseren Produkten kontinuierlich und prüfen den Einsatz alternativer, nachwachsender Baustoffe. Zusätzlich wird eine kontinuierliche Reduktion von Wasserverbrauch in unseren Unternehmensprozessen angestrebt.
- Bei der Planung und Errichtung unserer Bauwerke berücksichtigen wir bei den eingesetzten Materialien nicht nur den Ursprung, sondern auch deren Verwendungsmöglichkeiten nach Ende der Nutzungsdauer. Eingesetzte Materialien und Bauteile sollen demontierbar, trennbar und wiederverwendbar oder recycelbar sein.
Indikatoren
Eingesetztematerialien
Berichtet werden die sechs mengenmäßig größten Materialströme, die zur Herstellung unserer Produkte und Bereitstellung unserer Dienstleistungen verwendet werden.
Eingesetzte Materialien1
Material | Einheit | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 |
Stein/Kies | Tsd. t | 70.410 | 69.960 | 64.790 | 59.991 | 56.626 |
Asphalt | Tsd. t | 13.270 | 12.745 | 12.715 | 12.056 | 11.850 |
Beton | Tsd. m3 | 5.519 | 5.089 | 4.775 | 5.154 | 4.576 |
Zement | Tsd. t | 1.642 | 1.739 | 1.555 | 1.239 | 1.200 |
Baustahl | Tsd. t | 477 | 447 | 445 | 464 | 455 |
1Die Mengendaten wurden anhand von Durchschnittspreisen errechnet.
Untenstehend werden die Anteile des zugeführten recycelten Asphalts in der Herstellung von Asphaltmischgut in den Konzernländern Deutschland, Österreich und Polen (Anteil an der Konzernleistung rd. 69 %) aufgeführt. Die Vorjahreswerte (2022) für Polen und Österreich wurden aufgrund einer Umstellung in der Berechnungsmethode nachträglich angepasst.
- Deutschland: 34 % bei einer Gesamtproduktion von 3.306 Tsd. t Asphaltgemische (2022: 35 % bei 3.036 Tsd. t)
- Polen: 7 % bei einer Gesamtproduktion von 2.525 Tsd. t Asphaltgemische (2022: 6 % bei 2.268 Tsd. t)
- Österreich: 16 % bei einer Gesamtproduktion von 954 Tsd. t Asphaltgemische (2022: 15 % bei 1.077 Tsd. t)
Abfaelle
Mineralische Bauabfälle als größte Abfallströme
Die größten Abfallströme im Konzern resultieren aus mineralischen Bauabfällen. Eine untergeordnete Rolle spielen Abfälle von Produktions- und Verwaltungsstandorten sowie nichtmineralische Bauabfälle, die an zertifizierte Entsorgungsfachbetriebe weitergegeben werden. Dies ist typisch für den Bausektor und unterscheidet ihn von anderen Wirtschaftszweigen. Die Gesamtmenge an Abfall ist abhängig von Größe und Art der Bauaufträge – ob Gebäude oder Verkehrswege, Rückbau, Baugrubenaushübe oder Verwertungstätigkeiten – und von Qualitätsvorgaben. Da diese Vorgaben durch Dritte bestimmt werden, hat STRABAG darauf nur eingeschränkten Einfluss. In diesem Managementansatz ist daher nicht die Gesamtmenge als steuerbare Größe definiert. Unsere oben genannten Ziele im Bezug auf Abfall werden wir zukünftig mit den in den nachfolgenden Tabellen genannten Indikatoren messen.
Bearbeitete Abfälle umfassen die mineralischen Abfälle, die STRABAG im Zuge ihres Projektgeschäfts und in den eigenen Abfall- und Kreislaufwirtschaftszentren und Aufbereitungsplätzen annimmt bzw. bearbeitet und danach den unterschiedlichen Strömen wie der Aufbereitung zur Wiederverwendung, dem Recycling oder sonstigen Verfahren zur Rückgewinnung und Entsorgung zuführt.
Entsorgung bezeichnet alle Verfahren, die nicht der Rückgewinnung dienen.
Unter den von der Entsorgung umgeleiteten mineralischen Abfällen werden die Aufbereitung zur Wiederverwendung, das Recycling und sonstige Verfahren zur Rückgewinnung zusammengefasst.
Aufbereitung zur Wiederverwendung umfasst mineralische Abfälle, die für eine erneute Verwendung für den gleichen, ursprünglich angedachten Zweck aufbereitet werden – wie z. B. durch Waschen, Sieben und Sortieren.
Recycling bezeichnet die Wiederaufbereitung mineralischer Abfälle, um daraus neue Materialien zu gewinnen und in den Produktionskreislauf zurückzuführen.
Sonstige Verfahren zur Rückgewinnung umfassen alle anderen Verwertungsverfahren.
Am Standort beschreibt Abfälle, die von konzernzugehörigen Entsorgungsunternehmen verwertet oder entsorgt werden.
Außerhalb des Standorts beschreibt Abfälle, die von externen Entsorgungsunternehmen verwertet oder entsorgt werden.
Bearbeitete Gesamtabfälle nach Zusammensetzung (t)
Bearbeitete Gesamtabfälle (Input) | Von Entsorgung umgeleiteter Abfall | Zur Entsorgung weitergeleiteter Abfall | |
Abfall insgesamt | 9.279.999 | 3.989.724 | 4.344.627 |
Nicht gefährlicher Abfall | 8.840.369 | 3.801.681 | 4.060.780 |
Gefährlicher Abfall | 439.630 | 188.043 | 283.847 |
Von der Entsorgung umgeleiteter Abfall (t)
Gesamt | Am Standort | Außerhalb des Standorts | |
Abfall insgesamt | 3.989.724 | 1.761.562 | 2.228.163 |
Nicht gefährlicher Abfall | 3.801.681 | 1.576.373 | 2.225.308 |
Aufbereitung zur Wiederverwendung | 232.208 | 8.550 | 223.658 |
Recycling | 238.174 | 238.174 | 0 |
Sonstige Verfahren zur Rückgewinnung | 3.331.299 | 1.329.649 | 2.001.650 |
Gefährlicher Abfall | 188.043 | 185.189 | 2.855 |
Aufbereitung zur Wiederverwendung | 2.855 | 0 | 2.855 |
Recycling | 0 | 0 | 0 |
Sonstige Verfahren zur Rückgewinnung | 185.189 | 185.189 | 0 |
Zur Entsorgung weitergeleiteter Abfall (t)
Gesamt | Am Standort | Außerhalb des Standorts | |
Abfall insgesamt | 4.344.627 | 338.224 | 4.006.402 |
Nicht gefährlicher Abfall | 4.060.780 | 329.071 | 3.731.709 |
Gefährlicher Abfall | 283.847 | 9.154 | 274.693 |
Die Daten in den Tabellen umfassen sowohl die Werte der Konzerneinheiten in Österreich als auch jene von Projekten und Aufträgen, die die Direktionen Umwelttechnik und Baustoffe/Verwertung in Deutschland im Berichtsjahr verantworteten. Diese Konzerneinheiten sind aufgrund lokaler Gesetzgebungen zur Meldung der Abfallströme verpflichtet. Die Datenerhebung wurde Anfang 2024 auf weitere Gesellschaften ausgeweitet. Dazu wurde eine neue Struktur für Buchungen der Abfall- und Kreislaufwirtschaft im ERP-System von STRABAG geschaffen. Zusätzlich gilt für die Buchungen in den betroffenen Kategorien eine verpflichtende Mengenmeldung.
projekte
Projekte und Initiativen
Im Rahmen der Kreislaufwirtschaft setzt STRABAG nicht nur auf eigene Umsetzungskonzepte zur Wiederverwertung, sondern auch auf strategische Partnerschaften.
Einer dieser Partner ist das Berliner Start-up Concular. Seit 2022 arbeiten STRABAG und Concular kreislaufgerecht miteinander an der Entwicklung eines Gebäuderessourcenpasses. Um zirkuläres Bauen zu ermöglichen und die verbauten Rohstoffe lange und auf einer hohen Qualitätsstufe im Kreislauf zu führen, brauchen wir Informationen: Welche Rohstoffe und Materialien sind in welcher Menge und Qualität, an welcher Stelle im Gebäude, auf welche Weise verbaut? Der digitale Ressourcenpass für Gebäude soll diese Informationsfunktion erfüllen. Damit ist er ein zentraler Baustein für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft. Concular zählt zu den Marktführern für Gebäuderessourcenpässe und die Reintegration von Materialien, STRABAG bringt das nötige Know-how aus der Baubranche ein.
Neben dem Gebäuderessourcenpass nutzt STRABAG die Lösungen von Concular bereits für den zirkulären Rückbau von Gebäuden. Beispielsweise bietet am Stuttgarter ZÜBLIN-Campus die Sanierung des Konzerngebäudes Z2 – vertreten durch die Fachgruppe Technik des STRABAG BRVZ – diverse Potenziale zur Zusammenarbeit. Nach der Begutachtung, Bewertung und der digitalen Erfassung des Bestandsmaterials konnten insgesamt über 350 Materialien aus dem Z2 fachgerecht ausgebaut, über Concular angeboten und dem Kreislauf neu zugeführt werden; so z. B. Systemtrennwände und Brandschutztüren, die nun u. a. in Europas größtem Maker Space und im Kulturhaus Chemnitz wieder zum Einsatz kommen.
Das neue Landratsamt Esslingen zeigt, wie kreislaufgerechte Planung auf alle Lebensphasen eines Bauwerks angewendet werden kann. Vor Beginn des Projekts wurde auf Basis einer Materialstrom-Bilanz ein Abfallkonzept erarbeitet, welches möglichst hochwertige Verwertung und kurze Wege priorisiert. Dazu wird selektiver Rückbau betrieben und Abfälle werden sortenrein getrennt. Mehr als 90 % der aus dem Altbau zurückgewonnenen Materialien können so im Kreislauf gehalten und verwertet werden. Die rd. 31.500 t anfallenden Betonabbruch werden direkt vor Ort gebrochen und gesiebt, sodass sie als Zuschlagstoff für ressourcenschonenden Beton (R-Beton) verwendet werden können. Solche Baustoffe mit hohem Anteil an Sekundärrohstoffen kommen später beim Neubau zum Einsatz. Im Ausbau werden Cradle-to-Cradle zertifizierte Produkte eingesetzt. Während des Betriebs passt sich das Gebäude durch ein modulares, flexibles Flächenkonzept an unterschiedliche Anforderungen an. Doch auch das Lebensende wurde in der Planung berücksichtigt: Für das neue Verwaltungsgebäude werden ein materialökologischer Bauteilkatalog und ein Rückbau-Konzept erstellt. Bei einem zukünftigen Rückbau lassen sich so verbaute Materialien verorten und möglichst sortenrein trennen.
Ausblick
Im Rahmen der Strategie 2030 sollen Rohstoffverschwendung und negative Umweltauswirkungen minimiert werden. Für die strategischen Handlungsfelder Bauen im Bestand, Nachhaltige Baustoffe und Wertstrommanagement wurden Arbeitsgruppen festgelegt. Der Informationsfluss zwischen den Initiativen wird durch das konzernweite Netzwerk Nachhaltigkeit ebenso wie durch konzernübergreifende Projektteams gesichert.
Die Arbeitsgruppe für Wertstrommanagement befasst sich dabei unter anderem mit der Datenerhebung von Material- und Abfalldaten. Im Geschäftsjahr 2023 wurde nun eine einheitliche Systematik für die Erfassung von Abfalldaten erarbeitet, die ab 2024 konzernweit gültig ist. Damit soll in einem ersten Schritt die Datengrundlage verbessert werden. Im nächsten Schritt sollen diese Daten dabei helfen, unsere Wertstoffe besser zu lenken und die Kreislaufwirtschaft bei STRABAG noch fester zu verankern.
Quellenangaben – Kapitel Kreislaufwirtschaft
Circle Economy, 2023: The Circularity Gap Report 2023, abgerufen am 25.1.2024
bsve (Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e. V.), 2020: Statusbericht der deutschen Kreislaufwirtschaft, abgerufen am 25.1.2024